Q2 · 2019PEP TALK – Einschwören auf den gemeinsamen Erfolg

Für viele Team-Sportarten ist jetzt die spannendste Zeit – auf der ganzen Welt laufen Finals und Endspiele. Unzählige Menschen sehen fieberhaft dem UEFA Champions League Finale oder den entscheidenden Spielen in NBA und NHL entgegen, um nur einige zu nennen. Gerade bei diesen Spielen sind die Stadien voll bis auf den letzten Platz und viele weitere Millionen verfolgen gebannt die Wettkämpfe der besten Athleten weltweit.

Zeitungen, Radio und Magazine lassen sich keine Story entgehen. Beinahe alles rund um die Finals wird von den Medien aufgegriffen, da bleibt quasi nichts im Verborgenen. Heute werden der Öffentlichkeit hochinteressante Details zugänglich, über die sich viele womöglich noch nie Gedanken gemacht haben. Eines der interessantesten Phänomene spielt sich jedoch im Geheimen, hinter den Kulissen, jenseits von Kameras und Mikrofonen ab. Die letzten Momente direkt vor dem Spiel, wenn alle Spieler in der Kabine nochmals als Team zusammenkommen und der Coach seine letzte Ansprache hält. Hier gilt es ihnen nochmals Mut, Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Teamgeist einzuimpfen, unmittelbar bevor sie ins Stadion einlaufen, um zu performen: Um das Team auf Erfolg einzuschwören.

Pep Talk ist eine wirksame Methode für Enthusiasmus, Inspiration und Tatkraft

Diese Art von Ansprache wird Pep Talk genannt. Pep Talk gilt als wirksame Methode im Spitzensport und niemand würde weder Wert noch Bedeutung bestreiten, derart etabliert ist diese Quelle für Enthusiasmus, Inspiration und Tatkraft. Die besten Sportcoaches der Welt sind sich darin einig, dass diese wenigen Minuten direkt vor einem Spiel enorm wichtig für die Spieler und die Leistung des Teams sind. Aus diesem Grund herrscht auch Konsens darüber, dass dieser Moment gründlicher Vorbereitung bedarf und nichts dem Zufall überlassen bleibt, um die gewünschte Wirkungskraft zu entfalten. Auf einen überzeugenden Pep Talk vor einem wichtigen Spiel zu verzichten, wäre töricht und ein klarer Wettbewerbsnachteil.

Der Unterschied zwischen einem professionellen Sportteam und einem Business Leadership Team

Im Vergleich zwischen professionellen Sportteams und Führungsteams in der Geschäftswelt gibt es einige Unterschiede, gerade was die Differenzierung von Training und Performance betrifft: Sportteams wissen exakt, wann sie trainieren und sie wissen ganz genau, wenn sie zum Spiel auflaufen, um zu performen. Für Leistungsträger in Unternehmen ist die Unterscheidung schwierig bis fast unmöglich. Tatsächlich könnte man sagen, dass es eigentlich so gut wie kein “Training“ im Verlauf eines gewöhnlichen Tagesablaufs gibt. Noch dazu verändern sich möglicherweise die Prioritäten der Aufgaben, Anforderungen und Vorgaben im Verlauf von Tagen oder Wochen. Wo eine Mannschaft im Teamsport sich nur und ausschließlich auf das nächste Spiel konzentriert (es wäre komplett unsinnig, sich auf das übernächste Spiel zu konzentrieren), können sich Leistungsträger in Unternehmen an unzähligen Herausforderungen gleichzeitig abarbeiten. Sie performen quasi rund um die Uhr. Oftmals ist es genau das, was die Teilnehmer eines Leadership Teams zu Beginn eines Meetings wahrscheinlich im Kopf haben, wenn sie ihre Plätze einnehmen: „Unfinished Business“, also ihre eigenen Angelegenheiten, die noch bearbeitet werden müssen. Dies macht es oft schwierig, ein Höchstmass an Konzentration auf das anstehende Meeting und die übergeordneten Ziele aufzubringen.

Die Gemeinsamkeiten

Glücklicherweise haben professionelle Sportteams und Leadership Teams auch etwas gemeinsam: Einen Leader, der in der Lage ist, die vielen Individuen auf ein Ziel, nämlich gemeinsamen Erfolg, auszurichten. Dafür sollten Vorgesetzte in ihren Eröffnungsansprachen ausgewählter Meetings regelmässig inspirierende, energetische Momente schaffen, die alle Teammitglieder optimistisch und souverän auf das gemeinsame Ziel und den übergeordneten Sinn einschwören. Auch und gerade auf dem Senior Executive Level ist das ausserordentlich wichtig. Senior Leaders brauchen (und verdienen) Inspiration durch ihren Vorgesetzten. Eher selten werden lange, hochintellektuelle Reden erwartet, weil diese in ihrer Langatmigkeit jede Wirkungsentfaltung lähmen.

Was Sie als Führungskraft tun können

Bereiten Sie in Ihrer Funktion als Führungskraft authentische, gut strukturierte und prägnante Pep Talks vor, in denen Sie sowohl den aktuellen Stand der Dinge als auch den für die Zukunft wünschenswerten Zustand betonen. Honorieren Sie dabei explizit die bisherigen Leistungen und Stärken Ihres Teams, nennen Sie auch positive Aspekte der Unternehmenskultur, der Team-Zusammenarbeit und vor allen Dingen: den höheren, übergeordneten Sinn und Zweck, dem Sie und Ihr Team dienen. Ein solcher 5-Minuten Pep Talk am Anfang und/oder Ende eines Team Meetings wird Ihr Team zusammenschweissen und es auf den gemeinsamen Erfolg einschwören. Übrigens: Machen Sie sich keine Sorgen, wenn sich in Ihren Ansprachen einige Elemente wiederholen werden, Sie müssen nicht jedes Mal ein komplett neuer Pep Talk entwerfen. Man wird Ihnen danken, dass Sie die relevanten Erfolgsfaktoren über-kommunizieren, denn diese unmissverständliche Klarheit verschafft Ihrem Team emotionale Sicherheit und Selbstvertrauen – daran wird jeder gern erinnert. Nutzen Sie diese Chancen und seien Sie Ihren Teams eine regelmässige Quelle für Inspiration und Motivation.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!